Schwabmünchen,

Das THW übt 24 Stunden in Schwabmünchen

Explosionen, Brände, Vermisste und ein drohendes Hochwasser. Das Sammelsurium an Extremen hörte dieses Wochenende kaum auf. Der Grund: eine Vollübung des THW Schwabmünchen
THW-Helfer transportieren Verletzten

THW-Helfer transportieren Verletzten in der Kläranlage (Foto: Elias Cajetan/THW)

Der Termin für eine 24-Stunden-Übung, die sich den Namen "SMÜBEX23" gab, stand schon seit Jahresbeginn fest und es dauerte nicht lange, da waren die Anmeldungenzahlen jenseits der 40 Einsatzkräfte. Denn solch eine umfangreiche Übung gab es für den Ortsverband Schwabmünchen schon lange nichtmehr. Bereits einige Tage bevor es ernst wurde, spielte die Übungsleitung Hinweise zur Lage in die internen Kommunikationskanäle. Die Helferinnen und Helfer durften sich auf eine Extremwetterlage einstellen und darauf, dass der Einsatz wohl länger dauern würde. Am Freitagnachmittag dann der Alarm und der Hinweis, sich für einen fünftägigen Einsatz zu organisieren. Zeltlager, diverse Katastrophen-Einsätze und Packlisten erwiesen sich hierbei als nützliche Erfahrungen und Hilfsmittel um sich ganz persönlich für einen mehrtägigen Einsatz vorzubereiten. 

 

Der Einstieg in die Übung

 

Der umfassende Einsatzauftrag führte den kompletten Technischen Zug inklusive der Fachgruppen Notversorgung/Notinstandsetzung und Wasserschaden/Pumpen in den fiktiven Ort Menkingen, der just an diesem Tage von einer kräftigen Windhose (Tornado) heimgesucht wurde. Unterstützung bekam der TZ des OV Schwabmünchen durch einen Zugtrupp und die Fachgruppe Notversorgung/Notinstandsetzung aus dem OV Augsburg. So steuerten zu Beginn der Übung 46 Helferinnen und Helfer des THW Richtung Eisplatz in der Jahnstraße in Schwabmünchen. Dort wurden sie bereits vom "Bürgermeister" der Stadt Menkingen empfangen, der ihnen diesen Platz als Bereitstellungsraum anbot. Lediglich ein Sanitär-Anhänger war schon vor Ort, die restliche Campausstattung mussten der TZ selbständig organisieren und mitbringen. 

 

Kaum am Gelände, erhielt der Untereinsatzabschnitt MENKINGEN von der übergeordneten Einsatzabschnittsleitung erste Aufträge. Im Feldgieß, ein Hochwasserüberlauf der Singold, musste das Wasserwirtschaftsamt einige Reparaturen am Deichfuß der Wasserseite vornehmen. Das Amt bat das THW, das Flussbett auf 100 Meter für kurze Zeit trocken zu legen. Ein Auftrag, der durch die Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen kurzerhand erledigt wurde.

 

Überraschung bei der ersten Lage

 

Durch den Tornado sei es im örtlichen Klärwerk zu einem Stromausfall gekommen, weshalb der Bürgermeister das THW um Unterstützung bat. Die Schwabmünchner Fachgruppe Notversorgung/Notinstandsetzung machte sich daraufhin mit dem 250 kVA-Notstromaggregat auf den Weg. Am Einsatzort angekommen stellte sich die Lage jedoch vollkommen überraschend gänzlich anders dar. Während der Tornado durch den südlichen Landkreis zog, war eine Schulklasse mit 30 Personen zu Besuch. Es konnten sich nicht alle vor der Windhose in Sicherheit bringen, weshalb viele Personen verletzt wurden. Durch Kurzschlüsse kam es zu Bränden und Explosionen. Ein Szenario, mit dem die angeforderte Fachgruppe alleine keine Chance gehabt hätte. Nach Rückmeldung der geänderten Lage veranlasste die Führungseinheit die Alarmierung weiterer Kräfte und so waren knapp 15 Minuten nach der ersten Einheit eine Bergungsgruppe, ein Löschzug der Freiwilligen Feuerwehr Schwabmünchen sowie die Schnell-Einsatz-Gruppe Behandlung, die Unterstützungsgruppe Sanitätseinsatzleitung und die Schnell-Einsatz-Gruppe Transport mit mehreren dutzend Einsatzkräften am Einsatzort. Nach einem kurzen Moment der Orientierung und Erkundung bildete sich eine Führungsstruktur, die die Verletzten orteten, sichteten und retteten. 

 

Kurze Nacht für das Team

 

Für die Nacht sah die Übungsleitung eine Vermisstensuche im Bereich der Wertachbrücke vor. Die Alarmierung erfolgte persönlich durch eine Streife der Polizeiinspektion Schwabmünchen, der mehrere abgängige Jugendliche gemeldet wurden. Die Jugendlichen befanden sich zum Teil im Wasser, weshalb die Wasserwacht Schwabmünchen sich bei der Vermisstensuche und Rettung beteiligte.

 

Während der erste Abend recht aufregend zu Ende ging, waren die Szenarien am Samstagvormittag mit weniger "Stress" verbunden. Die Fachgruppe WP unterstützte mit ihren Schlauchleitungen und Pumpen die Feuerwehr Schwabmünchen und versorgte die Löschfahrzeuge mit ausreichend Löschwasser. Zum Mittag wurde die WP eingesetzt, um bei einem Teil der Singold den Abfluss zu erhöhen. In beiden Fällen verlegten die Einsatzkräfte mehrere hundert Meter Schläuche, was bei sommerlichen Temparaturen von 32° C an die körperliche Belastungsgrenze führte. Körperlich anstrengend war auch das Szenario für die Bergungsgruppe und die Fachgruppe Notversorgung/Notinstandsetzung, die gemeinsam an einem Wohnhaus eine Abstützung errichten mussten.

 

Der große Knall zum Abschluss

 

Flugzeugabsturz - das war die Meldung am Samstagnachmittag und der Einstieg in die letzte große Übung. Ein einmotorige Maschine sei in einen Schwabmünchner Kiesgruben-Betrieb gestürzt. Es gäbe mehrere Verletzte, Brände und Explosionen seien zu sehen und hören, so die Meldung weiter. Zur Einsatzstelle rückte neben dem TZ des OV Schwabmünchen auch der Löschzug der Freiwilligen Feuerwehr Schwabmünchen und der Fachdienst Sanitätsdienst des BRK Schwabmünchen aus. Für die Einsatzkräfte bot sich ein realtitäsnahes Bild, da über den Flughafen Augsburg tatsächlich ein Übungsflugzeug organisiert wurde und die Fachgruppe Sprengen des OV Augsburg die Brände und Explosionen passend in Szene setzte. Nach knapp einer Stunde waren alle Verletzten gerettet und versorgt. Das Szenario bildete den Schluss der mehrstündigen Übung.

 

Ein dreiviertel Jahr Vorbereitung

 

Das 10köpfige Team der Übungsleitung feilte ein dreiviertel Jahr an der Übung. Die Ziele waren, die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen auf die Probe zu stellen und die Grenzen der eigenen Leistungsfähigkeit kennen zu lernen. Dazu kam, dass der Ortsverband Schwabmünchen in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag feiert. Daher sollte diese Übung auch etwas ganz besonderes werden. Aufgrund des ersten Feedbacks der Helferinnen und Helfer, scheint dies gelungen zu sein.

 

DANKESCHÖN

 

Solch eine große Übung kann nicht durch die Unterstützung vieler Menschen und Organisationen gemeistert werden. Teilweise waren neben 120 Einsatzkräften auch mehrere dutzend Mimen, Pyrotechniker, Beobater, Übungsleiter und Unterstützungspersonal eingebunden. 

 

  • Firma Seemiller (Geländebereitstellung)
  • Stadt Schwabmünchen (Geländebereitstellung)
  • THW OV Augsburg, Fachgruppe Sprengen (Pyrotechnik)
  • THW OV Augsburg, Fachgruppe N, ZTr (Übungsbeteiligung)
  • BRK Schwabmünchen und  KV Augsburg-Land (Übungsbeteiligung mit verschiedenen Fachdiensten)
  • Jugendrotzkreuz Schwabmünchen (Realistische Unfalldarstellung)
  • THW OV Memmingen (Baufachberater)
  • Polizeiinspektion Schwabmünchen (Übungsbeteiligung)
  • Josef Alletsee ("Bürgermeister Stadt Menkingen", Baufachberater)
  • THW Regionalstelle München (Finanzierung)

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